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1. Geschichte des Mittelalters - S. 184

1888 - Wiesbaden : Kunze
184 Dritte Periode des Mittelalters. Recht der Königsrvahl übten. Es waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, die Kurfürsten von Sachsen, der Pfalz, Brandenburg und Böhmen. Die geistlichen Kurfürsten begleiteten die Kanzlerwürden der drei Reiche Deutschland, Italien und Burgund, die weltlichen die Ämter des Truchseß, Marschalls, Kämmerers und Mundschenks. Die rheinischen Kurfürsten von Köln, Mainz und der Pfalz wählten den Bruder des englischen Königs Heinrichs Iii., den mit den Welfen und Hohenstaufen verwandten Richard von Cornwallis, die übrigen Kurfürsten wählten den weisen Alfons von Kastilien, einen Enkel Philipps von Schwaben. Aber keiner von Leiden konnte allgemeine Anerkennung im Reiche finden. Richard zog einige Male den Rhein hinauf, verschenkte Schätze und Königsrechte an seine Wähler und fand Anhang, bis in Basel seine Mittel erschöpft waren, worauf er verlassen in sein Land zurückkehren konnte. Alfons betrat nie das Reich, dessen König er geworden war. Die Zeit von Wilhelms Tod bis zur Wahl Rudolss von Habsburg (1256—1273) heißt darum Interregnum (Zwischenreich). Es war eine Zeit des Schreckens für das Reich, wo das Recht mit Füßen getreten wurde und die Faust oder das Schwert entschied. Zucht und Ordnung waren gewichen, Fürsten und Städte lagen in beständiger Fehde, die Ritter hausten auf ihren Burgen wie Räuber und Mörder, überfielen die Kaufleute, wenn diese mit ihren Waren zu den Messen und Märkten zogen, trieben Zölle und Brandschatzungen ein und machten Gefangene, wo sie konnten, um Lösegeld zu erpressen. Da in dieser kaiserlosen, schrecklichen Zeit jeder sich selbst Schutz schaffen mußte, so bildete sich das Städtewesen (§. 41) weiter aus: 1254 entstand der rheinische Städtebund, der über 60 Städte den Rhein entlang umfaßte und im 14. Jahrhundert in den schwäbischen Bund (§. 36, 4) überging. In Westfalen suchte das Fehmgericht (§. 41) unter dem Schutze des Erzbischofs von Köln Gesetz und Recht zu wahren; im Norden entfaltete die deutsche Hansa (§. 41) weit über die Grenzen des Reiches hinaus eine bedeutende Macht zu Lande und zu Meere. Aber nur ein thatkräftiger deutscher Kaiser konnte das Reich vor gänzlichem Verfall bewahren. §• 28. Jxan&reitfi, England", Spanien, 1. Frankreich. Die Äapetinger, welche von 987—1328 über Frankreich regierten, hatten anfangs wenig Macht und Ansehen, da die Herzöge und Grafen des Reichs ihnen bis auf den königlichen Titel gleichstanden. Zudem gehörten

2. Geschichte des Mittelalters - S. 204

1888 - Wiesbaden : Kunze
204 Dritte Periode des Mittelalters. orientalische Wunderwelt mit der Geschichte seines Helden verknüpfte, das Rolandslied des Pfaffen Konrad, der Karls des Großen Zug nach Spanien und das Schicksal Rolands besang, sowie die Gedichte Königrother, Herzogernst und die erste deutsche Bearbeitung des Reinhart Fuchs durch Heinrich den Glichesäre. Jetzt ging die Pflege der Dichtkunst auf den Ritterstand und in die Hände fahrender Sänger über. Selbst gekrönte Häupter zeichneten sich im Gesänge aus, so namentlich Heinrich Vi. und Friedrich Ii. Außer den Hohenstaufen beschützten der Landgraf Hermann von Thüringen und die östreichischen Herzöge die Dichtkunst und versammelten an ihren Höfen die berühmtesten Sänger. Oft kamen die Dichter zu einem poetischen Wettstreite zusammen. Ein solcher ist uns von einem Meister des 14. Jahrhunderts in dem „Sängerkriege auf der Wartburg" geschildert worden. Diese erfreuliche Erscheinung führte zur ersten Blütezeit der deutschen Litteratur, sowohl auf dem Gebiete der Volkspoesie wie der Kunstpoesie, wo epische, lyrische und didaktische Werke entstanden und zum Teil noch erhalten sind. Die Volkspoesie wurde von fahrenden Sängern geübt, welche an den Höfen und bei Volksfesten von den alten nationalen Helden längst entschwundener Zeiten sangen und ihre Stoffe den Sagenkreisen entnahmen, welche oben (§. 5, 3) genannt sind. In dieser Zeit sind die vorzüglichsten deutschen Volksepen abgefaßt worden, das Nibelungenlied und das Gudrunlied, aber weder von diesen noch von anderen epischen wie lyrischen Volksdichtungen kennt man den Verfasser. Die Kunstpoesie wird, weil sie von Fürsten und Adligen ausgeübt wurde, auch Ritter- oder höfische Poesie genannt. Die epische Kunstpoesie wählte inländische und ausländische Stoffe; sie behandelt den Sagenkreis Karls des Großen und seiner Paladine, des Königs Artus und seiner Tafelrunde, des heiligen Grals*) oder die antiken Stoffe des trojanischen Krieges, des Äneas rc. Die vier bedeutendsten epischen Dichter waren Heinrich von Veldeke, welcher an dem Hofe zu Cleve den größten Teil seiner Eneit dichtete und das ihm entführte Werk am thüringischen Hofe wiedererhielt und 1189 vollendete; ferner Hartmann von Aue, ein schwäbischer Ritter, welcher an einem Kreuzzuge sich beteiligte und zuerst mit Glück die *) Der heilige Gral wurde als eine kostbare Schale angesehen, deren sich Christus beim letzten Abendmahl bedient und in die Joseph von Ari-mathia bei der Grablegung das Blut des Herrn aufgefangen haben soll. Die Gralsage hat ihren Ursprung in Hindostan.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 153

1888 - Wiesbaden : Kunze
25, 4. Der vierte Kreuzzug. 153 in die Dienste des Burgvogts, bemühte sich aber vergeblich, den Gefangenen zu sehen. Da stellte er sich eines Tages dem vergitterten Fenster gegenüber und stimmte ein provenyalisches Lied an. Kaum hatte er die erste Strophe geendet, so sang der Gefangene die zweite. Der treue Blondel hatte seinen König gefunden und brachte die Kunde von dessen Schicksal nach England, um die Befreiung desselben zu bewirken. Herzog Leopold stürzte 1194 in einem Turniere zu Graz, zerschmetterte sich das Bein und starb an der Amputation. Richard Löwenherz erhielt 1199 bei der Belagerung einer Burg einen Pfeilschuß in die Schulter, hinzugetretener Brand beschleunigte sein Ende. 4. Der vierte Kreuzzug 1202—1204. Der Kinderkreuzzug 1212. Schon Barbarossas Sohn Heinrich Vi. hatte einen neuen Kreuzzug gelobt, als ihn nach 7 jähriger Regierung 1197 unerwartet der Tod ereilte. Aber 7 Jahre später gelang es dem Papste Innocenz M. die abendländischen Christen abermals zu einem Zuge ins heilige Land zu bewegen. Ein ansehnliches Heer sammelte sich unter den Grafen Balduin von Flandern und Barbarossas Schwiegersohn, Bonisaeius von Montserat, welche sich an das mächtige Venedig wandten, damit dieses die Fahrt über das Meer übernehme. Rat und Volk der reichen Seestadt, deren Schiffe auf allen Meeren fuhren, entsprachen den Wünschen der Kreuzfahrer und führten sie unter Anführung des greisen, fast erblindeten Dogen Dandolo nach Dalmatien über, wo sie zunächst die Stadt Zara, welche der König von Ungarn der Republik Venedig weggenommen hatte, wieder eroberten. Hier erschien der flüchtige Sohn des von seinem Bruder entthronten und geblendeten griechischen Kaisers Isaak Angelus mit der Bitte um Hilfe. Isaak versprach reiche Belohnung, die Vereinigung der griechischen mit der römischen Kirche, wenn er den Thron wieder erlange, und thätige Mithilfe bei der Eroberung Jerusalems. Diese Versprechungen bestimmten die Kreuzfahrer zur Änderung ihres Planes. Sie eroberten Konstantinopel, setzten den griechischen Kaiser Isaak Angelus und seinen Sohn Alexius wieder in ihre Rechte ein und harrten dann der Erfüllung der gegebenen Versprechen. Da aber der neue Kaiser diese zu halten nicht im stände war, und ein Volksaufstand ausbrach, in welchem der Kaiser und sein Sohn umkamen, so erstürmten die Kreuzfahrer die griechische Hauptstadt unter entsetzlichen Greueln und gründeten 1204 in Konstantinopel das lateinische Kaisertum (1204—1261). Der tapfere

4. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

5. Geschichte des Mittelalters - S. 225

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 2. Albrecht I. von Östreich. 225 Rosse und wurde ohnmächtig aus der Schlacht getragen. Aber er erholte sich wieder, bestieg ein anderes Roß und eilte abermals ohne Helm in den Kampf. Albrecht focht in unscheinbarer Rüstung und hatte mehreren Rittern seines Gefolges den königlichen Waffenrock anzulegen gestattet. Zwei fielen von Adolfs Hand, welcher in ihnen seinen königlichen Gegner zu durchbohren wähnte. Endlich erkannte er Albrecht, und indem er ihm zuries: „Hier mußt Du Leben und Reich lassen", traf ihn Albrechts Schwert aus die unbedeckte Stirn, daß er zu Boden sank. Ein Waffenträger durchbohrte den Wehrlosen. Ein Kreuz, das von einer alten Ulme beschattet wird, bezeichnet die Stelle, wo der unglückliche König fiel; seine Leiche fand im Dome zu Speier ihre Ruhestätte. 2. Albrecht I. von Östreich 1298—1308. Die unmittelbare Folge dieses Sieges war die allgemeine Anerkennung Albrechts. Bei einer abermaligen Wahl in Frankfurt vereinigte er alle Stimmen auf sich, dann wurde er zu Aachen gekrönt. Aber der Herrschsüchte Papst Bonifacius Viii. erkannte ihn erst an, nachdem er ihm bedeutende Zugeständnisse gemacht, sich von dessen Gegner Philipp Iv. dem Schönen von Frankreich getrennt hatte und der päpstlichen Partei beigetreten war. Als Albrecht mit großem Prachtaufwand in Nürnberg seinen ersten Reichstag hielt, erschien eines Tages während der Tafel eine hohe Frau im Trauerschleier und warf sich weinend vor seiner Gemahlin Elisabeth nieder. Es war die Königin-Witwe, welche ihren gefangenen Sohn Ruprecht loszubitten kam. Die glückliche Königin versagte der unglücklichen ihre Fürsprache nicht. Aber Albrecht, finster und kalt wie immer, antwortete, sie möge sich an den Erzbischof von Mainz wenden, der den Gefangenen in Verwahrung habe. „So bin ich denn abgewiesen!" rief die unglückliche Gemahlin Adolfs aus, und indem sie sich zu Elisabeth wandte, erhob sie sich und sprach: „Möge Euch Gott niemals ähnlichen Jammer senden!" Albrecht hatte als Herzog streng und willkürlich gehandelt, er that dies auch als Kaiser. Sein harter Sinn, den der Verlust eines Auges schon äußerlich verriet, hat Liebe nie gefühlt, aber auch Liebe nie gefunden. Sein ganzes Streben war daraus gerichtet, sich und sein Haus groß zu machen und Deutschland in eine unumschränkte, in der Familie Habsburg erbliche Monarchie zu verwandeln. Aber alle seine Pläne scheiterten. Vergeblich war sein Bemühen, die Macht Casfians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 15

6. Geschichte des Mittelalters - S. 169

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Friedrich Rotbart. 169 sidenz war Braunschweig, wo ein großer, eherner Löwe den Eingang der Burg zierte. Eifersüchtige Fürsten, namentlich Albrecht der Bär und Ludwig der Eiserne von Thüringen*), hatten sich zwar gegen ihn erhoben, doch ohne Erfolg. Friedrich vermittelte den Frieden zwischen den Streitenden und stiftete aufs neue Ruhe und Ordnung in Deutschland. Fünfter Zug nach Italien (1174—1178). Im Herbste 1174 brach Friedrich gegen den lombardischen Städtebund in Italien auf und verstärkte sein Heer, da die Teilnahme der deutschen Fürsten an dem Zuge eine geringe war, durch seine Anhänger in Italien. Susa büßte zuerst für den Mordanschlag und ging in Flammen auf; aber Alessandria widerstand und erhielt Unterstützung durch ein lombardisches Entsatzheer, durch welches Friedrich zur Aufgabe der Belagerung genötigt wurde. Er ließ deshalb an die deutschen Fürsten die Aufforderung zu neuen Rüstungen ergehen. Doch Heinrich der Löwe, der in einer wetteren Stärkung der Kaisermacht für seine Pläne fürchtete und schon einmal nach Jerusalem gepilgert war, um dem Römerzuge sich zu entziehen, versagte seinen Beistand und schützte sein Alter (er war 46 Jahre alt) und den sichern Bannfluch vor. Der Kaiser lud ihn zu einer Zusammenkunft nach Chiavenna ein und bat ihn, als er dort erschien, eindringlichst um seine Hilfe. Er fiel dem stolzen Löwen sogar zu Füßen; aber das Welfenherz blieb ungerührt. Da nahte sich Beatrix dem Kaiser und sprach: „Lieber Herr, stehe auf! Gott wird Dir helfen, daß Du dieses Tages und dieses Hochmutes gedenkest!" Wels und Hohenstaufe waren wieder Feinde. Friedrich griff trotz feiner geringen Heeresmacht die Lombarden bei Legnano 1176 an, und hatte das feindliche Heer schon zurückgedrängt, als sich die lombardische Jugend todesmutig um das Earoccio scharte und den Kampf erneuerte. Der Kaiser stürzte, von einem Lanzenstoß getroffen, von feinem Rosse und entschwand den Blicken ferner Umgebung , das kaiserliche Heer wurde in die Flucht geschlagen und erlitt eine vollständige Niederlage. Schon verbreitete sich das Gerücht, der Kaiser sei gefallen, und Beatrix legte bereits Trauerkleider an. *) Ludwig verirrte sich einst auf der Jagd und fand unerkannt bei einem Schmiede in Apolda Nachtlager. Früh am Morgen wurde der Landgraf geweckt; der Schmied arbeitete am Amboß und rief bei jedem Schlage: „Landgraf, werde hart!" Er meinte damit, der Landgraf solle gegen den Adel hart werden wie das Eisen. Ludwig verstand den Wink, schirmte das Landvolk jetzt gegen die ungerechten Bedrückungen des Adels und besiegte die aufrührerischen Edelleute, welche er an einen Pflug spannen und den „Adelsacker" pflügen ließ.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 178

1888 - Wiesbaden : Kunze
178 Dritte Periode des Mittelalters. um vor dem kaiserlichen Arme sicher zu sein. Hierhin berief er (1245) eine Kirchenversammlung, und ohne auf Friedrichs Verteidiger Thaddäus von Suessa zu achten, erneuerte er den Bannfluch gegen den Kaiser in der strengsten Form, nannte ihn einen Gotteslästerer, einen Feind der Kirche und heimlichen Mohammedaner, entband seine Unterthanen ihres Eides und bedrohte alle, die ihm ferner anhingen, mit dem Fluch der Kirche. Damit loderte der Streit zwischen Papst und Kaiser von neuem auf. Als Friedrich die Kunde vernahm, rief er zornvoll aus: „Mich hat der Papst und seine Versammlung abgesetzt? Bringt mir her meine 7 Kronen, damit ich sehe, ob ich sie wirklich verlor!" Man brachte sie herbei, die deutsche Königskrone , die römische Kaiserkrone, die eiserne von Lombardiert, die Kronen von Sizilien, Burgund, Sardinien und Jerusalem. „Noch habe ich sie", ries Friedrich aus, „und kein Papst, kein Konzil soll sie mir ohne blutigen Kampf rauben!" Der Papst bot die Kaiserkrone dem Bruder des französischen Königs Ludwigs Ix. an. Allein Ludwig fchlug sie für feinen Bruder aus. Ein Prediger in Paris, welcher den Bann von der Kanzel verlesen mußte, that dies mit den Worten: „Daß zwischen dem Papste und dem Kaiser Streit ist, wissen wir: wer aber recht hat, wissen wir nicht. Mir ist besohlen, gegen den Kaiser den Bann zu sprechen. Ich spreche ihn hiermit gegen den, auf dessen Seite die Schuld ist; dem Unschuldigen gebe ich die Absolution." Die Gegenkönige. In Deutschland kehrte sich keiner der weltlichen Fürsten an den Bannfluch, welchen der Papst ausgesprochen hatte; dagegen wählten die drei geistlichen Fürsten am Rhein, voran der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden*), 1246 den Landgrafen Heinrich Raspe von.thüringen zum König und krönten ihn zu Aachen. Allein die Bestrebungen des Papstes, dem Gewählten Geltung und Ansehen zu verschaffen, blieben ohne Erfolg. Von Konrad, Friedrichs Sohn, hart bedrängt und bei Ulm schwer verwundet, mußte er sich auf seine Wartburg zurückziehen, wo er 1247 an seiner Wunde starb. Auch der zweite Gegenkönig, der junge Gras Wilhelm von Holland, konnte zu keinem Ansehen im Reiche gelangen, da die meisten weltlichen Fürsten samt den Reichsstädten auf Konrads Seite beharrten. Dagegen mehrte sich unter ihm das Faustrecht übermütiger Raubritter, es wurden Reichs- *) Unter ihm wurde 1248 der Grundstein zu dem Kölner Dom gelegt, der 1880 vollendet worden ist.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 320

1888 - Wiesbaden : Kunze
320 Zeittafel. Vierte Periode. 1388 1400 1412 1414 1415 1419 1431 1437 1438 1440 1448 1453 1455 1477 1486 1492 1493 1498 1499 1506 1512 1516 Der Städtekrieg. Schlacht bei Döffingen. Ruprecht von der Pfalz übernimmt die deutsche Krone. Johanna d'are wird zu Domremy geboren. Das Konzil zu Konstanz nimmt seinen Anfang. Johannes Hus. Hieronymus von Prag. Heinrich V. von England besiegt die Franzosen bei Azincourt. Anfang des Husitenkriegs. Das Konzil zu Basel beginnt. Die Jungfrau von Orleans wird in Rouen verbrannt. Kaiser Sigismund stirbt. Albrecht Ii. aus dem Hanse Habsburg solgt den Luxemburgern. Johannes Gutenberg erfindet die Buchdruckerkunst. Das Konzil zu Basel wird aufgelöst. Eroberung Konstantinopels durch die Türken. Der sächsische Prinzenraub durch Kunz von Kanffungen. Karl der Kühne fällt bei Nancy. Seine Tochter Maria heiratet Maximilian I. Bartholomäus Diaz entdeckt das Kap der guten Hoffnung. Christoph Columbus entdeckt Amerika. Auf Friedrich Iii. folgt Kaiser Maximilian 1. Vasco de Gama findet den Seeweg nach Ostindien auf. Die Eidgenossen trennen sich nach Beendigung des Schwabenkrieges vom deutschen Reich. Christoph Columbus stirbt. Das deutsche Reich wird in 10 Kreise geteilt. Anfang des Reichspostwesens durch Franz von Taxis.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 254

1888 - Wiesbaden : Kunze
254 Vierte Periode des Mittelalters. Friedrich Hl., von seinen Gegnern „der böse Fritz" genannt, als Vormund seines unmündigen Neffen den kurfürstlichen Titel bei und besiegte die Grasen Ulrich von Württemberg, Karl von Baden und den Bischof Jörg von Metz in der Schlacht bei Seckenheim 1462, worauf er die drei, in seine Hände gefallenen Feinde in das Heidelberger Schloß gefangen setzte, ohne doch die Absetzung seines Freundes, des gebannten Erzbischofs Dieter von Mainz verhindern zu können. Der Herzog Ernst von München ließ die schöne Agnes Bernauer von Augsburg (§. 43, 8), mit welcher sich sein Sohn Albrecht gegen seinen Willen vermählt hatte, in der Donau öffentlich ertränken, ohne zur Strafe gezogen zu werden. Der schwäbische Bund führte in Franken einen erbitterten Kampf mit dem branden-burgischen Kurfürsten Albrecht Achilles, in welchem über 200 Orte niedergebrannt wurden. Der Erzbischof von Köln befehdete die Stadt Soest in Westfalen (1444—1449), die feinen rohen Scharen tapfer trotzte, fodaß er die Belagerung der Stadt aufgeben mußte. Der sächsische Prinzenraub des Kunz von Kauf = fungen 1455. In Sachsen tobte fünf Jahre lang ein Bruderkrieg zwischen dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmütigen und seinem Bruder, dem Herzog Wilhelm. Während desselben zeichnete sich der Ritter Kunz von Kauffungen im Dienste des Kurfürsten aus, geriet aber in Gefangenschaft und mußte sich gegen eine hohe Summe loskaufen. Da feine Güter verwüstet waren, so überließ ihm der Kurfürst während des Krieges andere Güter zum Nießbrauch. Als Friedrich diese später zurückforderte, verlangte Kunz die Erstattung des erlegten Lösegeldes, wurde aber abschlägig be-schieden. Er sann deshalb auf Rache und erstieg mit Hilfe des Küchenjungen Hans Schwalbe das Zimmer der Prinzen Ernst und Albert im Schlosse Altenburg, um sie zu entführen. Vergeblich bat die Kurfürftin, welche auf den entstandenen Lärm herbeigeeilt war, um die Rückgabe ihrer Söhne, Kunz schlug ihre Bitte ab und floh mit den Prinzen und feinen Helfershelfern nach der böhmischen Grenze. Unterwegs bat Albert, von Hitze und Durst gequält, um die Erlaubnis, sich im Walde Erdbeeren pflücken zu dürfen, und erhielt sie. Er entdeckte sich einem Köhler, Georg Schmidt, dieser stürmte mit seinem Schürbaum auf Kunz los, nahm ihn gefangen und brachte ihn nach Altenburg. Prinz Ernst wurde drei Tage später in einer Höhle versteckt gefunden, und feine Begleiter lieferten ihn gegen das Versprechen der Straflosigkeit aus. Kunz von Kauffungen und Hans Schwalbe wurden hingerichtet, der wackere Köhler

10. Geschichte des Mittelalters - S. 101

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 19, 3. Otto I. der Große. 101 äußern Feinden war. Zuerst mußte er gegen Eberhard von Franken, der den Landfrieden gebrochen hatte, und seinen Stiefbruder Thankmar 938 zu Felde ziehen; Thankmar wurde besiegt und in einer Kirche, wo er Schutz suchte, getötet. Dann mußte er wiederholt gegen seinen Bruder Heinrich kämpfen, der nach der Krone strebte, sich mit Eberhard von Franken verband und auch Giselbert von Lothringen gegen Otto aufwiegelte. Otto verzieh Heinrich zweimal, und auch nachdem Heinrich sich zum drittenmal erhoben und den königlichen 33rüber in Ouedlinburg hatte überfallen und ermorden wollen, war Otto so großmütig, dem beider Weihnachtsfeier in Frankfurt vor ihm erscheinenden Büßer Verzeihung gewähren. Heinrich ging nun in sich und empfing später das Herzogtum Bayern, wo er Otto durch treue Dienste vergalt. Eberhard und Giselbert wurden 939 von Ottos Streitern am rechten Rheinufer, Andernach gegenüber, beim Brettspiel überrascht: Eber- hard fiel im Kamps, Giselbert ergriff die Flucht und ertrank im Rhein. Lothringen gab Otto (944) seinem Schwiegersohn Konrad dem Roten, dem Ahnherrn der sränkisch-salischen Kaiser; Sachsen und Thüringen verwaltete er anfänglich selbst, dann übertrug er Sachsen einem sächsischen Großen, dem treuen Hermann Billung. Ottos Bruder Bruno wurde Erzbischof von Köln, 954 Herzog von Lothringen und machte sich durch Verbreitung christlicher Bildung und Sitte verdient. Ottos Sohn Ludolf, der sich mit der Tochter des Schwabenherzogs Hermann vermählte, erhielt die Anwartschaft auf Schwaben; ein anderer Sohn, Wilhelm, wurde 954 Erzbischof von Mainz. Auf diese Weise brachte Otto den größten Teil des Reiches in die engste Verbindung mit seinem Hause. Äußere Kampfe. Als sein Schwager Ludwig Iv. von Frankreich, der sich mit Giselberts Witwe vermählt hatte, durch den Grasen .Hugo von Paris des Thrones beraubt wurde, zog Otto gegen diesen, befreite Ludwig aus dem Gefängnis und zwang den Thronräuber zur Unterwerfung. Im Osten des Reiches fetzte er unter den Slawe»: das Eroberungs- und Bekehrungswerk feines Vaters fort. Er ließ durch den tapfern und strengen Markgrafen Gero die Slawen bis zur Oder unterwerfen, machte die Polen tributpflichtig und führte das Christentum ein; er errichtete die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Merseburg, Meißen, ferner unter den Polen Posen und ordnete sie dem neugegründeten Erzbistum Magdeburg unter. Ebenso mußte der Herzog Boleslav von Böhmen die Oberhoheit Ottos anerkennen.
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